USA: US-Regierung stützt Immobilien-Banken

Von Dr. Uwe Koch

Der Kollaps des kalifornischen Baufinanzierers „Indymac“ war also noch nicht der Höhepunkt der amerikanischen Immobilienkrise. Jetzt muss der Staat für die zwei großen Hypothekenbanken „Fannie Mae“ und „Freddie Mac“ in die Presche springen, die Menschen mit wenig Geld zum Eigenheim verhelfen sollten. Nun sind sie selbst stark unter Druck geraten.

Mehr als 8.000 Häuser auf dem Weg zur Zwangsversteigerung und das jeden Tag. Die Immobilienkrise in den USA könnte zur Gefahr werden für das amerikanische Finanzsystem. Die Zahlungsunfähigkeit der Hypothekenbank Indymac, die größte Bankpleite seit mehr als zwanzig Jahren, könnte weitere Pleiten nach sich ziehen. Etwa 90 Banken sollen gefährdet sein so eine Liste der Aufsichtsbehörde.

Gerüchte um die beiden größten Institute, die Hypotheken garantieren, zwangen die amerikanische Regierung jetzt zum handeln. Fannie Mae und Freddie Mac erhalten unbegrenzten Kredit von der US-Bundesbank, sollte bei ihnen das Geld knapp werden. Beide sichern rund die Hälfte der amerikanischen Hypotheken ab, also für rund 5 Billionen US-Dollar. Damit die Finanzmärkte nicht erodieren, gab US-Finanzminister Henry Paulson eine Garantie für Fannie Mae und Freddie Mac ab, um die Finanzmärkte rund um die Welt zu beruhigen.

„Fannie Mae und Freddie Mac spielen eine zentrale Rolle für unser Hausfinanzierungssystem … und das muss so bleiben.“,

so Paulson am Sonntag.

Im Kongress wird in diesen Tagen ein Gesetz beraten um in Not geratenen Hausbesitzern zu helfen. Rund 300 Mrd. US-Dollar staatlich garantierte Kredite sollen dafür zur Verfügung stehen.

Sorgen über die US-Immobilienkrise macht sich unterdessen auch der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück

„Uns macht das große Sorgen. Ich rechne damit, dass noch erhebliche Rettungsaktivitäten der amerikanischen Regierung und der amerikanischen Zentralbank angekündigt werden, um die Lage wieder zu stabilisieren.“

In den USA, insbesondere an der Wall-Street in New York, ist man zunächst einmal erleichtert über die Garantien des Staates. Wie effektiv die staatliche Rettungsaktion einzuschätzen ist und ob damit nun alles wieder gut wird, muss sich zeigen. So einfach dürfte das allerdings nicht sein. Aber vielleicht kann durch das Eingreifen der US-Regierung das schlimmste verhindert werden. Es gilt vor allem, die extreme Nervosität die vorherrscht nicht völlig ausufern zu lassen.

Wie notwendig die „Smooth-down-Pillen“ sind, zeigen die Aktienkurse von Fannie und Freddie. Selbst nach der angekündigten Rettungsaktion machten beide Aktien furiose Sprünge. Zwar dürfte nur ein Teil der Hypotheken, für die beide Banken gerade stehen müssen, problematisch sein, aber allein die gigantische Summe von über 5 Bio. US-Dollar macht Angst. Deshalb wird die US-Regierung beinahe um jeden Preis diese beiden wichtigsten US-Hypothekenfinanzierer stützen.

Der Zusammenbruch der beiden Häuser hätte unüberschaubare Folgen. Schlimmstenfalls könnte sich der Knock-out zur existentiellen Krise für ganze Volkswirtschaften auswachsen. Die US-Immobilienkrise könnte auch für uns gefährlich werden. Eine kleine Delle in unserer Konjunktur wäre wohl die mildeste Form, es könnte aber auch ein ordentlicher Dämpfer werden. Bereits schon jetzt bezahlen wir zum Teil die Zeche in Form höherer Kreditzinsen, weil Banken diesbezüglich bei der Kreditvergabe zunehmend restriktiv agieren, was in der Folge den Konsum und die Investitionstätigkeit hemmt und damit die Konjunktur bremst. Hinzu kommt, dass derzeit unter anderem ein hoher Ölpreis die Inflation anheizt – das ist eine gefährliche Mischung, die sich derzeit zusammenbraut.
 

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