Die steigenden Treibstoffpreise führen im Flächenland Baden-Württemberg dazu, dass speziell innerstädtische Lagen profitieren, während die anziehenden Spritpreise in ländlichen Regionen mit hohem Pendleranteil bzw. im Umland der Ballungszentren tendenziell einen eher preisdämpfenden Effekt haben. Kauf- und Mietinteressenten beziehen bei ihrer Immobilienentscheidung, wie Prof. Stephan Kippes vom Marktforschungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland, IVD Verband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen Region Süd e.V. feststellt, „die Fahrtkosten immer stärker ein. Hier wird genau abgewogen, ob der vielfach festzustellende Effekt preisgünstiger im Umland, etwa in der Region Stuttgart, zu wohnen durch die höheren Fahrtkosten ganz- oder teilweise ausgeglichen wird. In diesem Zusammenhang wird natürlich auch die Fahrtzeit immer ins Kalkül gezogen.“
Dabei kommt es in ländlichen Regionen aber nicht zu Verkäufen, weil die Fahrtkosten von der Immobilie zum weiter entfernten Arbeitsplatz zu teuer sind. Hier werden eher andere Konsumausgaben heruntergefahren. Vielmehr werden die Fahrtkosten von Kauf- oder Mietinteressenten bei deren Entscheidung quasi eingepreist.
Grundsätzlich wird, so Prof. Stephan Kippes, speziell bei vom Arbeitsplatz relativ weit entfernten Wohnungen vielfach Wert auf eine gute Erschließung mit öffentlichem Nahverkehr gelegt. Wobei auch der öffentliche Nahverkehr zunehmend teurer wird. So steigen etwa die Preise der Bahn AG im Dezember zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres beträchtlich an und vielerorts sind die Monatskarten für die Berufspendler ein wichtiger Faktor, der in die Immobilienentscheidung einbezogen wird, auch wenn die ÖPNV-Fahrtkosten zumeist geringer sind als beim PKW.
Weiter wird gerade bei Immobilien im ländlichen Raum bzw. entfernt der gut erschlossenen Verkehrswege von Kauf- und Mietinteressenten eingerechnet, dass etwa Familien hier vielfach ein zweites Auto benötigen, was mit erheblichen Kosten zu Buche schlägt.
Für die Landeshauptstadt Stuttgart hat der IVD bereits im Sommer in dem Stuttgart Marktbericht festgestellt, dass der Trend zurück in die Stadt speziell bei Singles und älteren Menschen ungebrochen anhält und erfreulicherweise durch eine in den letzten zwei Jahren wieder gestiegene Nachfrage von Familien mit Kindern nach Wohnraum in der Innenstadt ergänzt wird. Umso betrüblicher ist es allerdings, dass es nach wie vor schwierig ist, diese Nachfrage zu befriedigen.
Quelle: IVD Süd, 19.09.2008