Deutsche Immobilienaktien im Ausverkauf

Von Hans Christoph Ries, Finanzjournalist/ Investmentanalyst (DVFA)

Seit Frühjahr letzten Jahres ist es mit der Herrlichkeit deutscher Immobilienaktien vorbei. Was danach passierte, darf man wohl ohne Übertreibung als Blutbad titulieren. Während der DAX seit Februar 2007 per saldo nur einige Prozent verlor, hat der vom Bankhaus Ellwanger & Geiger konzipierte DIMAX, der mehr als 70 deutsche Immobilienwerte umfasst, über die Hälfte eingebüßt (siehe Tabelle und Chart „DIMAX vs. DAX“ ). Wer geglaubt hat, dass nach diesem Niedergang die Erwartungshaltung der Anleger, was die Ertragslage der Unternehmen anbelangt, gegen Null ging, wurde in den vergangenen Wochen eines Besseren belehrt. Zwar berichtete das Gros der Gesellschaft von Gewinnrückgängen verbunden mit profit warnings, doch hielt sich das Ausmaß eigentlich in Grenzen. Allerdings sahen die Kapitalmarktteilnehmer dies anders. Gleichgültig ob IVG Immobilien, DIC Asset oder aber Colonia Real Estate die Notierungen gaben weiter nach und zwar zum Teil zweistellig.

Die Angst vor drohenden Abschreibungen ängstigt die Investoren. Konsequenz: Sie ziehen sich zurück. So notieren derzeit viele Unternehmen mit Abschlägen von in der Spitze mehr als 50% unter ihrem NAV. Einzig die Aktie der Deutschen Euroshop zeigt sich widerstandsfähig, auch wenn die Hamburger Federn lassen mussten. Doch ein Abschlag von rund 20% gegenüber dem Allzeithoch ist mit Abstand das Beste unter den Schwergewichten im DIMAX. Die Halbjahreszahlen der Hamburger hatten absoluten Ausnahmecharakter. Ein Umsatzplus von 21% und eine dazu überproportionale Verbesserung des Ergebnisses vor Steuern um 45% auf 26,3 Mio. Euro sprechen für sich. Das Geschäftsmodell ist intakt, die Expansion (Eröffnung der Stadtgalerie am 9. Sept. in Passau) verläuft erfolgreich. Die Prognose sieht ebenfalls zweistellige Zuwächse vor. Die Anleger bleiben bei der Stange.  

Pikantes am Rande: Die tiefe Abneigung der Investoren gegen Immobilienaktien führt in manchen Fällen zu kuriosen Gegebenheiten. So bei der Greta Immobilen AG. Bei einem Aktienkurs von etwas über 1,50 Euro (am Mittwoch 1,65 Euro) schüttet die Gesellschaft am 29. August pro Aktie 0,65 Euro Dividende aus. Das entspricht einer Dividendenrendite von über 40%. Das ist einzigartig auf dem deutschen Kurszettel. Offenbar trauen die Anleger der Gesellschaft in Zukunft nichts zu. Anders ist diese Konstellation nicht zu verstehen.

Quelle: DIB, Nr. 173, 22.08.2008

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