Von Ruth Vierbuchen. Der Essener Hochtief-Konzern will verstärkt ins Dienstleistungsgeschäft für Handelsimmobilien. Für das Joint-Venture Corus Centermanagement GmbH haben sich die Essener mit dem Düsseldorfer Spezialisten für Handelsimmobilien, Comfort, zusammengetan. Wachstumspotenzial ist durchaus vorhanden. Als Bauunternehmen hat der Essener Hochtief-Konzern durchaus die eine oder die andere prominente Handelsimmobilien entwickelt und gebaut. So etwa die prämierte Europa-Passage in Hamburg oder das Weltstadthaus von Peek & Cloppenburg mit der imposanten abgerundeten Form in Köln. Insofern kennt Hochtief den Bereich Handelsimmobilien aus einer ganzen Reihe von Perspektiven. Doch würde bisher wohl kaum jemand auf der Suche nach Dienstleistungen gerade für seine Handelsimmobilien – wie etwa das Management seines Shopping-Centers – in der Alfredstraße 236 in Essen bei Hochtief anklingeln.
In Deutschland konzentriert sich das Dienstleistungsgeschäft für Handelsimmobilien noch stark auf gut positionierte Branchenspezialisten – wie etwa die Hamburger ECE, die als Shopping-Center-Spezialist alles aus einer Hand kann, oder Wettbewerber mfi AG in Essen, der seine Zentrale nur wenige Kilometer von der Hochtief-Adresse entfernt hat. Das ist Oliver Arnemann, Geschäftsführer der Hochtief Property Management GmbH, die für Fondsgesellschaften im Kern alles von Büroimmobilien über Wohnungen bis zu Geschäftshäusern betreut, sehr wohl bewusst:
„Beim Center- Management von Handelsimmobilien hat man bisher immer einen großen Bogen um uns gemacht“, stellt er rückblickend fest. Aber viele der Fonds, die Hochtief mit dem Property-Management ihrer Portfolios beauftragten, haben zwecks Risikostreuung auch eine große Zahl von Shopping-Centern im Bestand – mit allen spezifischen Anforderungen an ein fachkundiges Management. „Handel ist als Beimischung in vielen Portfolien enthalten“, so Arnemann. „Das hat in den vergangenen Jahren zugenommen.“ Aber bislang betreut Hochtief nur 2 kleine Center in Langenfeld und Gelsenkirchen – allerdings nicht offiziell als Centermanager. Doch diesen Wachstumsmarkt will Hochtief für sich nicht länger brach liegen lassen: „Wenn jemand ein Portfolio hat, dann braucht er eigentlich nur einen Dienstleister“, so Arnemanns Überlegungen. „Da war es naheliegend, den Tätigkeitsbereich Center-Management mit anzubieten.“
Zumal sich der Markt stark verändert und auch Unternehmen wie Jones Lang LaSalle (JLL) mit Übernahme der Brune- Center-Management-Sparte und des Immobilienberaters Kemper’s den Bereich Handelsimmobilien hierzulande deutlich verstärkt hat. Dass die Integration der neuen Sparten auch zu Reibungsverlusten geführt hat, belegt der beachtliche Personalwechsel, der nach den Akquisitionen bei JLL zunächst einmal einsetzte. Um den Bereich Handelsimmobilien-Dienstleistungen auf- und auszubauen, hat sich Hochtief jedoch für einen anderen Weg entschieden.
Die Hochtief Property Management GmbH holte sich mit dem Düsseldorfer Immobilienberatungsunternehmen Comfort einen Handelsspezialist mit ins Boot, um mit ihm zusammen die spezialisierte Corus Centermanagement GmbH als Gemeinschaftsunternehmen aufzubauen. Hier wollen die Partner ihre jeweiligen Stärken bündeln. Das branchenspezifische Know-how ist im Marktsegment Handelsimmobilien wichtig. So bringt die mittelständische Comfort mit Niederlassungen in den größeren Städten Deutschlands das Handels-Know-how, das Wissen über die regionalen Handelsstandorte und das Netzwerk mit den Expansionsleitern des Einzelhandels mit. Hochtief bietet eine bundesweit aufgestellte Property-Management-Organisation und das Spezialisten-Wissen in der Immobilienverwaltung. Gegründet wurde die Corus Centermanagement GmbH Ende Juli und ihr Stammsitz wird im Medien-Hafen in Düsseldorf sein, nicht weit entfernt vom Sitz des Gesellschafters Comfort. Dabei wurde bewusst ein eigener Name – Brandname – gewählt, damit die Community genau weiß, was dahinter steckt. Beide Partner stellen 2 Geschäftsführer, neben Arnemann von Hochtief und dem geschäftsführenden Gesellschafter von Comfort, Helge T. Strobel, werden von beiden Unternehmen noch je einer benannt.
Das Team soll überschaubar und schlagkräftig sein und auf die jeweiligen Ressourcen an den Verwaltungsstandorten beider Unternehmen zurückgreifen können. So wie Strobel es in einfachen Worten umschreibt: „Wir wollen nicht der große Massenanbieter für Center-Management werden, sondern verstehen uns als Feinmanufaktur für Qualität.“ Oliver Arnemann verweist außerdem darauf, dass es hierzulande bislang nicht viele Spezialisten für das Property Management von Shopping-Centern gibt. Im Fokus von Corus steht zunächst der mittelgroße Bereich des Shopping-Center- Segments in kleineren Städten und Center die in die Jahre gekommen sind und der Revitalisierung bedürfen. Nach einer früheren Studie von DTZ Retail Services betrifft das in etwa ein Drittel des deutschen Center-Bestands. Und das gerade in den aktuell schwierigen Zeiten, in denen Property Management – wie etwa das pünktliche Eintreiben der Mieten etc. zur Wertsteigerung der Objekte – immer wichtiger wird.
Das bestätigt auch Thorsten Stoll, Geschäftsführer der Estama Real Estate Management in Berlin, die gleichfalls in diesem Markt unterwegs ist. Die Reaktion des Marktes über das jüngste Projekt der Essener Hochtief Property Management reichte laut Arnemann von Verwunderung und Neugier bis hin zu der Feststellung, dass es gar nicht so schlecht sei, wenn neue Spieler in den Markt kämen. Insgesamt sei die Resonanz ganz positiv gewesen, stellt der Geschäftsführer fest. Einen gewissen Vorteil gegenüber den großen Handels-Spezialisten sieht er für Corus deshalb, weil das Unternehmen selbst keine Center im Bestand hält. Interessenskonflikte an Standorten, wo der Dienstleister auch eigene Center betreibt, sind damit ausgeschlossen. Aktuell führen die Corus-Manager Gespräche mit den in Frage kommenden potenziellen Partnern – das sind zunächst einmal etwa 10.
Ob sie kurzfristig zu Corus wechseln können, wird aber von der Dauer der vertraglichen Bindung an andere Dienstleister abhängen. Insofern müsse man in der Aufbauphase auch Geduld mitbringen, weiß Arnemann. Mittelfristig will Corus 20 bis 30 Center gewinnen. „Wir müssen nun die Kunden von uns überzeugen“, so der Hochtief-Manager: „In einem halben Jahr werden wir dann sehen, wo wir stehen.“ Das Sevens in Düsseldorf wird zu den ersten Galerien gehören, in denen Corus das Center-Management übernimmt. (gi24/HIR, Nr. 54)
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