Private Equity-Fonds – quo vadite?

Von Stephanie v. Keudell, Chefredakteurin “Private Equity Funds Quarterly Analysis”

Private Equity-Dachfonds haben das Zeug zum Sorgenkind des Jahres. Nahezu flächendeckend gestehen Initiatoren Einbrüche bei den verkauften Volumina ein, teilweise liegen die Absätze um bis zu 50% unter Plan. Zur Begründung wird mehrheitlich die „schlechte Presse“ herangezogen: Die kontinuierliche Berichterstattung über die nicht enden wollende Subprime-Krise, immer wieder aufkommende Kritik an Heuschrecken, die ihre Investments nach dem Motto „buy it, strip it, then flip it“ absolvieren, sowie ernsthafte Schwierigkeiten einzelner Big Player verunsichern die Anleger.

Die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers hat die KGAL dazu bewogen, den Vertrieb ihres Private Equity Class 9 am 15. September zu stoppen. Für die Anleger, die bereits rund 1 Million USD gezeichnet haben, sucht man nach Auskunft von Robert Massing, Leiter Public and Private Placement bei der KGAL, zusammen mit Lehman Brothers Private Fund Advisors, die nicht unter Chapter 11 stehen, nach einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung. Ähnliche Probleme hat die Hannover Leasing mit ihrem Investmentmanager AIG Investment, dessen Mutter AIG, der weltgrößte Versicherer, gerade von der FED gerettet wurde. Da die Private Equity-Fonds der Hannover Leasing erst zu rund 60% investiert sind, ist man weiterhin auf die Expertise von AIG Investment angewiesen und hofft auf eine Weiterführung der Geschäftsbeziehung.

Die KGAL ist bei ihren Private Equity Fonds 5 und 7 bereits zu 90% investiert und sieht deshalb bei diesen Angeboten derzeit keine Notwendigkeit zur Reaktion, da die restliche Allokation notfalls auch mit einem neuen Partner oder im eigenen Haus erfolgen könnte. Beide Initiatoren wollen jedoch einen Fortbestand der Geschäftsbeziehungen durch Fortführung der mit Private Equity-Investments betrauten Tochtergesellschaften nicht ausschließen, da diese ihrerseits an einer Fortsetzung der Geschäftsbeziehung interessiert sind – schließlich generieren sie ihre Haupterträge aus den Carries, die erst gegen Ende der Fondslaufzeit fällig werden. In solchen Krisen zeigt sich allerdings offenkundig die Bedeutung ihrer deutschen Partner für die US-amerikanischen Größen, insbesondere der Informationsfluss über den großen Teich kann die Initiatoren aus der „Alten Welt“ nicht in jedem Fall vollständig überzeugen.

Die überlebenden Großen der Branche verhalten sich auffällig still – die Mega-Buyout-Deals werden nicht mehr finanziert, jetzt ist unspektakuläres Klein-Klein angesagt. Denn Traumrenditen durch Leverage-Effekte mit Hilfe halsbrecherischer Fremdkapitalquoten gehören fürs erste der Vergangenheit an – genau wie kurze Laufzeiten von nur wenigen Jahren bis zum renditeträchtigen Weiterverkauf.

Im Gegenteil besinnt sich Private Equity nun wieder auf sein Kerngeschäft und begleitet mittelständische Unternehmen bei Expansion und strategischer Neuausrichtung, auf der anderen Seite versucht man sich dem Niedergang des Massengeschäfts durch Ausweichen in lukrative Nischen zu entziehen. Doch auch Angebote mit einem Investitionsfokus, dem Fachleute hohe Krisenresistenz zutrauen, wie beispielsweise der Beschränkung auf Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen in Europa, tun sich überraschend schwer. Ingo Pfeil, HCI Capital AG, bringt es auf den Punkt:

 „Anleger meiden derzeit Private Equity-Fonds mit Blind Pool-Charakter. Allgemein spielen im Markt Sicherheit und Transparenz ein große Rolle, deswegen treffen greifbare Assets wie Schiffe und Flugzeuge sowie Produkte mit Kapitalgarantie jetzt genau den Nerv der Zeit!“

Private Equity als langfristiges Investment ohne prognostizierbare Rückflüsse trifft dementsprechend in weniger optimistischen Marktphasen auf erhebliche Vorbehalte. Hier sind Initiatoren und Vertriebe gefragt, die (nicht zuletzt aufgrund von Prospekt- und Vertriebslyrik) hochgesteckten Erwartungen auf ein realistisches Maß zurückzuschrauben und dennoch die Vorteile des Assets deutlicher zu kommunizieren. Institutionelle Investoren, die davon überzeugt sind, pflegen allerdings kontinuierlich zu investieren – in sogenannte „Evergreen-Vehikel“, also nicht einmalig beispielsweise in einen geschlossenen Fonds, sondern regelmäßig bestimmte Summen, so dass einzelne schwächere Marktphasen über den Zeitablauf ausgeglichen werden.

Wer so vorgeht, muss sich keine Gedanken über sein Timing machen, sondern kann davon ausgehen, dass seine Renditen, leistungsfähige Zielfonds mit gutem Management und schlanker Kostenstruktur vorausgesetzt, systemimmanent langfristig über denen von Aktien liegen. Privatanlegern, die weder die Mittel noch die Nerven haben, diese Strategie durchzuhalten, öffnet die aktuelle Marktlage allenfalls die Augen für die Vorzüge einer Investmentstrategie nach dem Motto „Bleibe im Lande und nähre Dich redlich“ – mehr denn je gilt die alte Regel, nichts zu kaufen, was man nicht verstanden hat!

Quelle: DIB, Nr. 176

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