Wohnungsbau: Historischer Tiefstand bei Baufertigstellungen

Wenn der Blutkreislauf der Branche – der Kredit – nicht mehr zirkuliert, hat das fatale Auswirkungen auf die immobilienwirtschaftlichen Akteure. Es kann nicht sein, dass Banken zwar Finanzierungsmittel in Anspruch nehmen, diese aber nicht an den Markt weitergeben. Die derzeitigen Kreditvergabekriterien sind inzwischen so restriktiv, dass sie für viele Unternehmen schwer zu erreichen sind.

Wo früher eine Eigenkapitalquote von zehn Prozent ausreichte, sind es heute 40 bis 50 Prozent. Oftmals werden Kredite sogar gar nicht mehr vergeben. Investitionen in den Wohnungsbau werden damit deutlich erschwert bis verhindert“, kritisiert Walter Rasch, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Spitzenverband der privaten Immobilienwirtschaft, anlässlich der heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts sowie der aktuellen Diskussion um mögliche „Zwangskredite“ für Banken. Die Baufertigstellungen in Deutschland haben nach den heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts einen neuen historischen Tiefstand erreicht.

Im Jahr 2008 wurden mit 176.000 Wohnungen 16,5 Prozent weniger Wohnungen fertig gestellt als noch 2007. Gegenüber dem Höchststand von 1995 ist dies sogar ein Rückgang um mindestens 70 Prozent.

Im Neubausegment zeigt sich der Rückgang der Baufertigstellungen noch deutlicher. Mit 152.200 fertig gestellten Wohnungen beträgt der Rückgang der Fertigstellungen hier knapp 18 Prozent. Vor allem im Bereich der Eigenheimerstellung werden Einbrüche deutlich. Mit einem Rückgang um 22 Prozent sank die Zahl der Baufertigstellungen von Einfamilienhäusern stärker als bereits 2007.

„Dabei werden in Ballungsbebieten wie Hamburg, München, Stuttgart und der Rheinschiene dringend Wohnungen benötigt. So bescheinigte kürzlich eine vom Eduard-Pestel-Institut veröffentlichte Studie einen jährlichen Zusatzbedarf von ca. 400.000 Wohnungen bis 2025“, erläutert Rasch. „Neben dem sozialpolitischen Aspekt des bezahlbaren Wohnraums in Ballunsgebieten kommt das Problem hinzu, dass bei rund 20 Prozent der Wohnungen der 50er, 60er und 70er Jahre eine Sanierung und Modernisierung nicht sinnvoll erscheint. Wirtschaftlich günstiger sind hier Abriss und Neubau.“

Der BFW-Präsident sagte weiter:

„Angesichts fehlender Investitionsimpulse im Neubausegment, verschärften Finanzierungskonditionen im Projektbereich sowie kostentreibenden Anforderungen im Neubau durch die Verschärfung der Energieeinsparverordnung in 2009 wird sich die Lage in diesem Jahr kaum entschärfen. Der Immobilien- und Wohnungswirtschaft wird laut einem aktuellen Bericht der Bundesregierung eine äußerst stabilisierende Wirkung für die Gesamtwirtschaft der Bundesrepublik zugesprochen. Diese Wirkung jetzt zu ignorieren und die Immobilien- und Wohnungswirtschaft förderpolitisch auszusparen wäre fatal für eine der gewichtigsten Branchen unserer Wirtschaft.“

Investitionsimpulse, wie die Wiedereinführung der degressiven AfA, aber auch eine wirtschaftlich vertretbare Energiepolitik im Gebäudebereich seien notwendig um die Bautätigkeit nicht weiter in den Keller rutschen zu lassen. Zudem müsse über geeignete Maßnahmen für eine Förderung des privaten Wohneigentums nachgedacht werden.

gi24/BFW

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