Arcandor-Aktionäre rechnen mit Middelhoff ab

Von Ruth Vierbuchen. Nicht alles hat der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff aus Sicht mancher Aktionärssprecher falsch gemacht.

So wird der Verkauf der Karstadt-Kompakt- Häuser und der Immobilien positiv bewertet. Doch darüber hinaus war der Tenor der Diskussion während der Hauptversammlung in Düsseldorf negativ. „Der gute Schauspieler und unverbesserliche Optimist Thomas Middelhoff hatte uns eine Dividende versprochen“, erinnerte der Sprecher der Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK), doch die zum 30.9.2008 vorgelegten Zahlen hätten dann gezeigt, dass Arcandor auf der Kippe stehe und der Fortbestand des Unternehmens von der Verlängerung des Bankkredits abhing. Middelhoffs ungeschicktes Taktieren in der Verhandlungsphase habe den Aktienkurs zudem auf Talfahrt geschickt, so die Kritik.

Dass die Bezüge der Arcandor-Führung sehr deutlich gestiegen sind, während das Geschäft immer schlechter wurde, erzürnte die Aktionäre am meisten. Mit dem neuen Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick werden die Gewichte deutlich verändert: Denn während sich Middelhoff gern in der Rolle des Zauberlehrlings sah, dem das unmögliche gelingt, setzt Eick auf solide Werte des Wirtschaftens:

„In den Kerngeschäften müssen wir effizienter werden. Was wir vor uns haben ist harte Kärrnerarbeit und keine visionäre Zukunftsszenarien. Pflicht statt Kür. Kosten senken und das operative Kerngeschäft auf Ergebnis trimmen“,

stellt er fest. Vieles wird für Arcandor davon abhängen, dass die mittelfristige Finanzierung gelingt und die Liquidität nachhaltige sicher gestellt werden kann. Die Verhandlungen mit den Banken im Juni zum Erfolg zu führen, da macht sich Eick keine Illusionen, ist

„eine große Herausforderung“ – allerdings sei es keine „mission impossible“.

Doch ein Konzernergebnis von –745 Mio. Euro im Geschäftsjahr (2007/08), ein Ergebnis von -3 Euro je Aktie und eine Eigenkapitalquote von nur 5,6% sind eine recht schwere Hypothek.

Zur operativen Strategie sagte Eick, der erst 3 Wochen im Amt ist, erwartungsgemäß wenig: Die Reisetochter Thomas Cook sieht er international gut aufgestellt. Für den Versandbereich Primondo sieht er das Zukunftspotenzial in der konsequenten E-Commerce-Ausrichtung und bei Karstadt rechnet er sich Chancen aus, stärker in die Sortiments-Lücken hinein zu gehen, die durch das weitere Abschmelzen des Facheinzelhandels entstehen. Mit Blick auf Gerüchte über eine Zerschlagung gab sich Eick überzeugt, dass Arcandor mit den 3 Geschäftsbereichen bestehen kann, wenn es gelingt, das operative Geschäft zu verbessern und die Finanzierung sicher zu stellen. Gleichwohl sieht er das Thema pragmatisch: Wenn es Sinn mache, das Portfolio zu verändern, „dann werden wir das auch machen“.

Bleibt schließlich die oft gestellte Aktionärsfrage: Warum tun Sie sich den schwierigen Job an? Die simple Antwort: Weil Eick Potenzial in dem Unternehmen sieht und ihn die unternehmerische Herausforderung reizt.

HIR, Nr. 42

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