Kemper’s Jones Lang LaSalle hat die Einzelhandelsstandorte Köln und Bonn in einer umfassenden Studie analysiert. Der CityGuide Köln/Bonn liefert auf 70 Seiten erstmals detaillierte Angaben zur Verkaufsfläche aller wesentlichen 1a-Lagen der beiden Rhein-Metropolen. Ebenfalls neu: die Publikation ermöglicht eine Kategorisierung der Ladenlokale nach Flächengrößen und bietet flächenbezogene Branchenanteile sowie detaillierte Angaben zu Objektvolumina und Eigentümerstrukturen. Dem CityGuide zufolge liegt die Einzelhandelsfläche in den Bonner Top-Einkaufsstraßen bei insgesamt 95.000 m². Die Bonner haben in ihren 1a-Lagen die Wahl zwischen 240 Ladenlokalen.
Remigiusstraße / Marktbrücke: Deutschlands kürzeste Top-Lage
Remigiusstraße und Marktbrücke sind die führenden Handelslagen der Bonner City. Die relativ kurze und enge Straße mit in der Regel drei bis fünf Vollgeschossen wird durch Warenhäuser dominiert. Diese machen fast drei Viertel der insgesamt verfügbaren 40.000 m² Gesamtfläche aus. Internationale Textilunternehmen haben sich die letzten Großflächen durch Verdrängung regionaler Einzelhändler gesichert. Ergänzt wird das Handelsangebot durch attraktive Gastronomie auf dem Remigiusplatz. Fast ein Viertel der 26 verfügbaren Ladenlokale ist größer als 1.000 m², 40 Prozent übertreffen 500 m². Die Verkaufsfläche ist nahezu komplett durch Filialunternehmen belegt. Etwa 60 Prozent der Immobilien gehören Privateigentümern. Weitere 20 Prozent befinden sich im Eigentum von Eigennutzern. Etwa ein Viertel der Objekte liegt bei Institutionellen Investoren und Offenen Fonds. Investoren kalkulieren für gute Immobilien derzeit Verkaufspreis-Faktoren bis zum 18-fachen der Jahresnettomiete. In Zukunft dürften auch die verbliebenen regionalen Einzelhändler in Nebenlagen wie die neu gestaltete Friedrichstraße verdrängt werden.
Einzelhandelsstandort Bonn 2008 – die wichtigsten 1A-Lagen im Überblick
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Poststraße: Hochfrequenzmeile mit Potenzial
Die Poststraße ist vor allem für Besucher, die mit dem öffentlichen Nahverkehr in die City fahren, das Entree. Hauptbahnhof und Busbahnhof, U-Bahn sowie Straßenbahn bringen die Kunden hier in die Innenstadt. Die Folge sind Passantenfrequenzen, die mit zu den höchsten der gesamten Innenstadt zählen. Doch der Kunde wird nicht zum Verweilen und Shopping eingeladen. Vor allem im Bereich des „Bonner Lochs“ ist die Aufenthaltsqualität gering. Im oberen Bereich der Poststraße wird der Handel durch Waren- und Modehäuser dominiert. Sie sind die Magnetmieter und Frequenzbringer für diesen Teil der Straße. Insgesamt bietet die Lage rund 20.000 m² Verkaufsfläche, von der fast 70 Prozent auf Warenhäuser entfallen. Die knapp 25 Ladenlokale verfügen über insgesamt 6.100 m² Verkaufsfläche. Im Prinzip hat die Poststraße das Potenzial, sich zu einer erfolgreichen Handelslage zu entwickeln. Die Passanten-frequenzen und attraktive Ankermieter sind vorhanden. Einer Aufwertung steht im Wesentlichen eine politische Lösung der „Bonner-Loch“-Problematik im Wege.
Sternstraße: Vielfältiges Einkaufserlebnis in historischer Umgebung
Die ehemaligen Bürgerhäuser in der Sternstraße sind heute lückenlos als Einzelhandelsgeschäfte ausgebaut. Die Grundstücke weisen meist nur eine Breite von drei bis fünf Metern auf. Nur wenige Mieter sind in der Lage, mit den kleinen Schaufensterfronten erfolgreich zu wirtschaften. Besonders nachgefragt sind deshalb die wenigen Ladeneinheiten mit über sechs Metern Front und 200 m² Verkaufsfläche. Insgesamt hat sich in der Sternstraße eine bunte Vielfalt von Einzelhandelsgeschäften angesiedelt. Die gesamte Verkaufsfläche von knapp 10.000 m² verteilt sich auf über 70 Ladenlokale. Besonders weniger flächenintensive Branchen wie Juweliere, Telekommunikation, kleine Boutiquen, Gesundheit und Beauty finden hier gute Standortoptionen. Mangels Verkaufsfläche fehlt es jedoch an einem zugkräftigen Magnetmieter. Zudem ist die Fluktuation im Verhältnis zu den übrigen 1a-Lagen in der Innenstadt hoch. Für eine Stärkung der Sternstraße wäre eine Zusammenlegung einzelner Immobilien unter Wahrung der historischen Fassade überlegenswert.
Wenzelgasse: Von der Durchlaufstraße zur attraktiven Einzelhandelslage
Die Wenzelgasse war Bonns erste Fußgängerzone. Eine wichtige Funktion für die Lage nimmt der ÖPNV-Knotenpunkt Bertha-von-Suttner-Platz ein. Von hier bewegen sich die Passanten durch die Wenzelgasse in Richtung Markt und verteilen sich dann auf die einzelnen Einkaufslagen. Die Durchlauffrequenz in der Straße ist entsprechend hoch. Insgesamt bietet die Wenzelgasse knapp 8.000 m² Handelsfläche und etwas über 30 Ladenlokale. Der vom Handelsbesatz hochwertigere Teil liegt zwischen Markt und Friedrichstraße. Dort haben sich in jüngster Zeit mehrere Filialunternehmen angesiedelt, was eine Aufwertung und steigende Mietpreise zur Folge hat. Die Projektierung des Metropol-Kinos verspricht für den oberen Teil der Wenzelgasse bis zum Markt hin eine Verbesserung. Sie könnte den erhofften Ankermieter bringen, von dem auch das Umfeld profitieren würde. Der untere Teil in Richtung Bertha-von-Suttner-Platz ist von Mitnahmeartikeln, Waren des täglichen Bedarfs und Fast Food geprägt. Insgesamt wäre eine weitere Verbesserung des Branchenmixes in der Wenzelgasse vorteilhaft. Vor allem sollte hierbei auf die Qualität der Mieter geachtet werden. Ob die neu errichtete Fußgängerzone in der Friedrichstraße auch für die Wenzelgasse einen positiven Schub bringen kann, muss abgewartet werden.
Theaterplatz/Am Fronhof/Koblenzerstraße: Vom Botschaftsviertel zum multikulturellen Quartier
Theaterplatz und Fronhof sind die Toplagen im Stadtbezirk Bad Godesberg. Der Umbau des früheren Hertie zur Fronhofer Galerie hat eine deutliche Aufwertung bewirkt und die Passantenfrequenz gesteigert. Als Fußgängerzone hat die Lage eine höhere Verweilqualität als die Koblenzer Straße, die verkehrsreich, jedoch gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist. Filialisten wie Woolworth oder auch Strauss Innovation sowie zahlreiche Läden der Lebensmittelbranche sind hier zu finden. Der Handelsbesatz macht die Funktion der Stadtteillage als Versorgungs-standort für die Wohnbevölkerung deutlich. Die Alte Bahnhofstraße als ehemalige Top-Lage von Bad Godesberg hat durch die Verlagerung der Passantenströme in Richtung Center vor allem im unteren Teilstück zur U-Bahnstation deutlich gelitten.
Quelle: Kemper´s Jones Lang LaSalle, 16.09.2008