Deutschland: Bürovermietungsmarkt im 1. Halbjahr besser als erwartet

Von André Eberhard, Chefredakteur „Der Immobilienbrief“

Schaut man sich die Bürovermietungszahlen für das erste Quartal 2008 an, so könnte man meinen, dass Subprime und Finanzmarktkrise an den deutschen Bürovermietungszahlen völlig vorbei gehen.

Die Realität sagt allerdings, dass der Bürovermietungsmarkt, dem weltlichen Geschehen immer etwas hinterherhinkt. Die Konjunkturperspektiven sprechen derzeit nicht für neue Rekorde bei der Vermietung von Büros. Hohe Inflation, hoher Ölpreis, steigende Nebenkosten, drücken die Konjunktur. Einzig der lebhafte Arbeitsmarkt lässt die Wirtschaftsauguren hoffen. Dies scheint im Augenblick noch kein Thema am Bürovermietungsmarkt zu sein. Ob Atisreal (AR), Colliers, DIP-Partner (DIP) oder Jones Lang LaSalle (JLL), alle untersuchten Maklerhäuser verzeichnen im ersten Halbjahr steigende Flächenumsätze um bis zu 16,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die größte Steigerung konnte sogar die Bankenmetropole Frankfurt hinlegen. Um bis zu 43,5% stieg hier der Flächenumsatz, und das, obwohl die von Subprime gebeutelten Banken derzeit wohl andere Sorgen haben dürften, als nach neuen Flächen Ausschau zu halten.

Umsatzprimus bleibt allerdings München, deren Flächenumsatz alle Makler bei ca. 400.000 qm sehen. Hier fällt die Steigerung allerdings moderater aus. Auffällig ist, dass alle Makler außer Colliers in allen Städten steigende Umsatzzahlen sehen. Berlin und Hamburg haben leichte Umsatzeinbußen, lt. Colliers hinnehmen müssen. Diese sind jedoch sehr gering, könnten jedoch schon ein Anzeichen für eine Trend-wende am Bürovermietungsmarkt sein. Großvermietungen dürften allerdings im laufenden Jahr kaum noch zu realisieren sein, so dass keine neuen Rekordzahlen am Ende des Jahres zu vermelden sein dürften.

Der Leerstand wird weiter abgebaut. JLL meldet sogar einen Leerstandsabbau von 13% für die fünf deutschen Immobilienhochburgen. Qualitativ hochwertige Büroflächen sind nach wie vor am gefragtesten.

Die Spitzenmieten stiegen bei DIP und JLL in allen untersuchten Städten. Am stärksten legte Hamburg (JLL) bzw. Frankfurt und München (DIP) zu. Am teuersten sind Büroflächen nach wie vor in Frankfurt. Dort müssen potentielle Mieter für qualitativ hochwertige Büroflächen bis zu 37,5 Euro/qm/Monat hinblättern. Am günstigsten lässt es sich zurzeit in Berlin mit 22 Euro/qm/Monat mieten, betrachtet man nur die 5 Hochburgen. Derzeit dürften keine großen Preissprünge in Aussicht stehen. JLL sieht beispielsweise das Jahresziel bei den Spitzenmieten für München nur 50 Cent über dem aktuellen Wert.

Die Preisralley dürfte sich, angesichts deutlich gesunkener Direktinvestments in Gewerbeimmobilien auf dem europäischen Festland um bis zu 60%, verlangsamen. Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise könnten in naher Zukunft die einen oder anderen Büroflächen, die derzeit noch von Banken genutzt werden, lehrstehen lassen. Die Auswirkungen der Krise werden den Bürovermietungsmarkt wohl erst im Laufe des Jahres treffen.

Ein Streifzug durch die Büromärkte für das 1. Hj. 2008 der Städte Frankfurt, München, Hamburg und Berlin finden Sie hier

Quelle: DIB, Nr. 170, 11.07.2008

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