(Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „HIR“) – Seit einigen Jahren wird über die Themen „lebendige Innenstädte“ und „Stadtentwicklung“ heftig diskutiert. Und das meist in unterschiedlichen Zirkeln.
Der Handel spricht mit der Immobilienwirtschaft – und vice versa. Und Bund, Länder und Gemeinden, in deren Hoheit die Genehmigung von neuen großen Handelsimmobilien fällt, sprechen unter sich. Dabei ist in politischen Kreisen das Thema „Stadt und Handel“ schnell abgehakt: Die Einkaufsstraßen sähen auf Grund der immer selben Filialisten überall gleich aus, so das Urteil, weshalb auch gerne von der Monotonie der Innenstädte gesprochen wird.
Allerdings führt der äußerst knappe Raum in den 1A-Lagen dazu, dass die Nachfrage nach Flächen groß und die Mieten entsprechend hoch sind. Zahlen können das oft nur die Margen starken Branchen und die vertikalen Anbieter, die von der Herstellung bis zum Verkauf alles aus einer Hand bieten. Die Standardisierung der Konzepte und des Filial- Auftritts erhöhen den Wiedererkennungswert und senken die Kosten. Somit ist die Monotonie der Innenstädte Folge des harten Wettbewerbs und damit System immanent. Das sollte die Immobilien-Eigentümer auf den Plan rufen: Denn das Streben nach maximaler Miete fördert die Vermietung an den meist Bietenden. Formate, die Lebendigkeit versprechen wie Gastronomie, das Lebensmittelhandwerk, Supermärkte und individuelle Facheinzelhändler können das nicht zahlen.
Insofern sind Ideen, wie dieser Kreislauf durchbrochen werden kann, dringend gefragt, und Diskussionsrunden aus Handel, Immobilienwirtschaft, Politik und Immobilien-Eigentümern dringend nötig. Denn eine Lösung zu finden, wie die „innerstädtische Lebendigkeit des Mittelalters“ zurückgeholt werden kann, kommt – angesichts der gegenläufigen Interessen – der „Quadratur des Kreises“ gleich. Das ist aber nicht zu erreichen, indem die Ansiedlung innenstadtrelevanter Sortimente außerhalb der Cities untersagt wird.
Aber Konzepte wie die Warenhäuser, die noch Raum für die Anbieter des täglichen Bedarfs bieten, sind wichtig. Und auch gut integrierte innerstädtische Shopping-Center können Farbe in den Alltag bringen. Insofern war es wichtig, dass Bundesbauminister Ramsauer und weitere Kommunalpolitiker zum jüngsten Handelsimmobilien- Kongress in Berlin gekommen sind, um die Diskussion zwischen „Stadt und Handel“ weiter voran zu bringen. Notwendig sind zweifellos Quartierslösungen, die alle Facetten innerstädtischen Lebens berücksichtigt und an der alle mitarbeiten müssen. Diesen Diskurs voran zu bringen, wird noch viel Kraft erfordern – und vor allem ist eine gemeinsame Plattform nötig.
Lesen Sie hierzu auch: "Ramsauer bittet Einzelhandel und Immobilienwirtschaft um Mitarbeit beim „Weißbuch Innenstadt“" im HIR Nr. 90, den Sie hier finden
Quelle: HIR (Editorial), Nr. 90