Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“
Wer im Einzelhandel noch hohe Wachstumsraten erzielen will, der muss schon weit ins Ausland vordringen. Kein deutsches Beispiel veranschaulicht das besser als die Düsseldorfer Metro Group und der Blick auf die Zahlen fürs erste Quartal: In Deutschland wuchsen die Erlöse des Handelskonzerns um 0,9% auf 6,3 Mrd. Euro, in Westeuropa erzielte Metro ein Wachstum von 4,8% auf 4,8 Mrd. Euro und in den Wachstumsmärkten Osteuropas stand eine Zuwachsrate von 21,6% auf 3,9 Mrd. Euro zu Buche, in Asien/Afrika waren es 17,2% auf 0,6 Mrd. Euro.
So ist es auch kein Zufall, dass der Wachstumsmotor der Metro Group, das Cash & Carry-Geschäft (SB-Großhandel), inzwischen 82,5% seines Umsatzes von 7,5 Mrd. Euro im ersten Quartal jenseits der deutschen Grenzen erzielt, wie Vorstandschef Eckhard Cordes bei Vorlage der Quartalszahlen berichtete. Auch bei Cash & Carry wurden außerhalb Deutschlands und Westeuropas zweistellige Wachstumsraten realisiert. Insgesamt wuchs der Konzern im ersten Quartal per Saldo um 7,3% auf 15,6 Mrd. Euro und erhöhte seinen Internationalisierungsgrad von 57,2 auf 59,8%.
Das ist laut Cordes ein gutes Fundament, die Zielvorgabe von mehr als 6% Umsatzwachstum und 6 bis 8% Plus beim EBIT 2008 auch zu erreichen. Das Beispiel Metro bestätigt damit die jüngste Studie des Immobilienberatungsunternehmens CB Richard Ellis „Global Emerging Markets Survey (GEMS)“, wonach 40% der 300 befragten international operierenden Einzelhandelsunternehmen mit weltweit 25 000 Geschäften die höchsten Wachstumsraten in den Schwellenländern erwarten (Handelsimmobilien Report Nr. 20 v. 25.4.2008). Auch bei den meisten deutschen Handelsunternehmen steht das Thema Internationalisierung ganz oben auf der Liste.
Gleichwohl bleibt auch Deutschland, immerhin die größte Volkswirtschaft Kontinentaleuropas mit dem höchsten Pro-Kopf-Vermögen, laut Cordes für den Metro-Konzern eine große Herausforderung. Zumal Deutschland nach seiner Einschätzung 2008 zu den stärksten Märkten in Europa gehören wird. Nach Prognose des Einzelhandelsverbands HDE soll der Einzelhandel nach langjähriger Flaute endlich wachsen und ein Plus von nominal 2% erreichen. Für den Düsseldorfer Metro-Konzern steht Deutschland aber vor allem mit Blick auf die angekündigte Sanierung der ertragsschwachen SB-Warenhaus-Tochter Real im Fokus, die immer noch den größten Teil ihrer Erlöse von 2,8 Mrd. Euro (im 1. Quartal) in Deutschland erzielt. Erste Maßnahmen haben laut Cordes bereits zur spürbaren Steigerung der Frequenz in den knapp 350 Märkten geführt.
Zu den vordringlichsten Aufgaben gehört es aber, das Image der Real-Kette beispielsweise mit Blick auf die Preiswürdigkeit zu verbessern. Das Preis-Image sei schlechter als das der Wettbewerber, stellt Cordes fest, auch wenn dieser Eindruck sehr subjektiv sei. Deshalb hat die Metro Group im ersten Schritt am 28. April eine groß angelegte Marketing-Kampagne gestartet, die nach grober Schätzung von Finanzvorstand Thomas Unger zwischen 20 und 40 Mio. Euro kosten wird. Sie soll den Vorteil des SB-Warnhauses für das „One-Stopp-Shopping“ in den Vordergrund rücken. Zudem werden die Preise von Schlüsselprodukten, die bei den Verbrauchern besonders wahrgenommen werden wie etwa Nutella, gesenkt. Auf der Agenda steht zudem die Verschlankung der Kostenstruktur. Insbesondere bei den 2006 von Wal-Mart übernommenen Märkten liegen die Kosten laut Cordes über dem Niveau der Wettbewerber.
Ein weiterer Schritt im Maßnahmenkatalog ist die Überprüfung des Filialnetzes. Nach bisheriger Schätzung gibt es etwa 40 Standorte, die sich unterdurchschnittlich entwickeln werden. Von denen will sich Cordes trennen. Hier ist auch daran gedacht, wenn möglich, die Standorte an Wettbewerber zu veräußern. Und schließlich wird Metro das Eigenmarkenprogramm, das bisher mit „Tip“ nur aus dem unteren Preissegment besteht und etwa 10% des Umsatzes ausmacht, auf 25% ausbauen. Das margenstarke Eigenmarken-Konzept wird von den Wettbewerbern schon seit vielen Jahren betrieben. Mit Real Quality will Metro das mittlere Segment bedienen, mit Real Selection ab Spätsommer das gehobene Segment. Zudem ist eine Bio-Linie geplant. Laut Finanzvorstand Unger sind Eigenmarken zur Unterstützung der Unternehmens-Marke unabdingbar.
Beim geplanten Verkauf der Tochter Galeria Kaufhof bestimmt der Kapitalmarkt derzeit die Regeln. Und große Deals, das Kaufhof-Portfolio wird auf etwa 3,5 Mrd. Euro geschätzt, sind angesichts der Kreditkrise schwer zu finanzieren. Unter denen, die bisher Interesse gezeigt haben sind laut Unger mehr Finanzinvestoren als strategische Investoren. Doch Metro-Chef Cordes sieht sich nicht unter Zeitdruck. Sofern der angestrebte Kaufpreis nicht zu erzielen ist, dann will er abwarten. Auch aus der Branche ist nichts Konkretes zu hören.
Quelle: Handelsimmobilien-Report, Nr. 21, 09.05.2008