Von den fünf attraktivsten europäischen Logistikstandorten befinden sich drei in Mitteleuropa. Nach seiner aktuellen Studie, die Cushman & Wakefield (C&W), internationales Immobilienberatungsunternehmen, nun in seinem „European Distribution Report 2008“ veröffentlichte, bietet Belgien die besten Standort- und Marktkonditionen für Unternehmen der Logistikbranche. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Niederlande und Ungarn. Die Tschechische Republik und Polen belegen die Plätze vier und fünf. Neuling Slowakei, bislang in der alle zwei Jahre durchgeführten Studie nicht erfasst, belegte auf Anhieb den neunten Platz und ist damit der Aufsteiger Nummer eins.
Die attraktivsten Logistikstandorte Europas
(Vergrößern: Klicken Sie bitte auf die Graphik)
Die auf einer geographischen Achse liegenden Länder Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Frankreich und Deutschland sind auch 2008 der Wirtschaftsmotor Europas. Entsprechend finden sich hier wie in den Vorjahren die wichtigsten und somit auch teuersten Logistikstandorte des Kontinents. Die höchsten Mieten werden in Westeuropa gezahlt: London-Heathrow ist mit brutto 13,75 EUR/m²/Monat der Spitzenreiter, gefolgt von Dublin mit brutto 9,83 EUR/m²/Monat und Barcelona mit brutto 8,50 EUR/m²/Monat.
Europas zehn teuerste Logistikstandorte 2008
(Vergrößern: Klicken Sie bitte auf die Graphik)
An den begehrtesten Standorten in Deutschland, im Gesamt-Ranking auf Platz acht, werden am Frankfurter Flughafen 6,50 Euro, in Hamburg 6,00 Euro, in Berlin 5,00 Euro und in Essen 4,75 Euro, jeweils brutto und pro m² im Monat, bezahlt.
Im European Distribution Report wurden in diesem Jahr mehr Standorte untersucht als je zuvor. Wurden in den Vorjahren 15 Länder berücksichtigt, so sind es in der aktuellen Untersuchung 25. Jeder Logistikstandort wurde hinsichtlich verschiedener Kosten- und Nutzenfaktoren analysiert. Unter anderem sind Mieten, Arbeitskosten, Verkehrsaufkommen und Nähe zu wichtigen Verbrauchermärkten untersucht und gewichtet worden – sie bilden die Basis der 2008er Rangliste.
„Das Gros der neu in das Ranking hinzu gekommenen Standorte liegt an den östlichen Grenzen Europas“,
erklärt Inga Schwarz, Researcherin bei C&W in Deutschland,
„die Untersuchung trägt hier ganz klar der EU-Erweiterung und den Wachstumsmärkten im Osten Rechnung. Die C&W-Analyse unterstreicht: Die osteuropäischen Länder reifen zu etablierten Logistikstandorten. Infrastruktur, Nähe zu wachsenden Märkten und günstige Betriebs- und Lohnkosten sind deutliche Standortvorteile. Im Ranking liegen diese Länder entsprechend weit vorne.“
Logistiksektor in starker Bewegung
"Die Ergebnisse unserer Analyse unterstreichen, dass der europäische Logistiksektor stark in Bewegung ist“,
so Schwarz weiter.
„In ihrem steten Bestreben nach steigender Effektivität und optimiertem Betriebsergebnis müssen sich die Marktteilnehmer aktuell Herausforderungen wie den rasant steigenden Ölpreisen und den sich wandelnden Anforderungen des internationalen Handels stellen. Hier gilt es, die passenden Konzepte und Strategien zu entwickeln, um die Wertschöpfungskette zwischen Produktion und Verbrauch so effizient wie möglich zu gestalten.“
In Konsequenz überrascht es nicht, dass ein wichtiges Ergebnis des European Distribution Reports die wachsende Attraktivität von regionalen Entlastungsstandorten ist.
„Logistikunternehmen versuchen verstärkt, Standorte jenseits der großen Zentren zu erschließen, um Verkehrsprobleme und hohe Bodenpreise zu umgehen. Niedrige Mietniveaus und fließende Verkehrsströme sind in ganz Europa hoch im Kurs. Dieser Tage können wir beobachten, dass sich das Wirtschaftsklima verändert. Die Herausforderungen werden größer. Kosteneffizienz und das Einnehmen von Schlüsselstandorten stehen ganz oben auf der Agenda. Mehr denn je wird gelten: strategische Lage, Lage, Lage“,
so Schwarz.
Grundlegende Veränderungen erwartet
C&W erwartet für die kommenden Jahre grundlegende Veränderungen auf der europäischen Logistikkarte. Der wachsende Hafen Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste, der sich zunehmend zu einem Drehkreuz im Chinahandel entwickelt, wie auch der neue Tiefseehafen, der derzeit in Danzig entsteht, werden hier deutliche Impulsgeber sein.
Die Scoring-Faktoren
Die 16 Faktoren, die in das Scoring-Modell einbezogen wurden, sind: Mieten, Grundstückspreise, Baukosten, Arbeitskosten, Straßennetz, Verkehrsdichte, Eisenbahnnetz, Straßen-, Eisenbahn-, Luft- und Schiffsfracht, Bevölkerungsdichte, Zugang zu EU-Ländern, Zugang zu Nicht-EU-Ländern, Verfügbarkeit von Grundstücken über 10.000 m².
Quelle: Cushman & Wakefield, 22.07.2008