Europäische Bankenmetropolen – Highflyer fallen tief

Von André Eberhard

Nicht nur Frankfurt scheint von der Krise erreicht. Auch andere Bankenmetropolen haben lt. den neuesten Zahlen von Cushman & Wakefield (C&W), unter dramatischen Einbußen auf den Bürovermietungsmärkten zu leiden – allen voran London. Die Vermietungen von Büroflächen in der City of London sind in den letzten 12 Monaten um 69% zurückgegangen. Die Nachfrage der Banken nach Büroflächen in der britischen Hauptstadt – Finanzdienstleister bilden hier die größte Mietergruppe – ist in den letzten drei Monaten um 4,2% gesunken. Unter dem Druck der Kapitalbeschaffung denken Banken nun vermehrt über Sale & Leaseback ihrer Immobilienportfolios nach. Insgesamt bilanzieren die führenden 43 europäischen Banken derzeit Grundstück- und Immobilienvolumen in Höhe von 63 Milliarden Euro.

Der europäische Vermietungsmarkt präsentiert sich, lt. C&W derzeit sehr inhomogen. In London, Brüssel, Moskau und Madrid gingen die Vermietungsleistungen im vergangenen Jahr signifikant zurück oder wuchsen wesentlich langsamer. Im Brüsseler Leopold-Quartier sind die Büromieten seit Jahresbeginn um 3,6% gesunken.

Die Bankenzentren in Paris und Frankfurt haben der Krise bislang getrotzt: In Paris haben Banken in den ersten 10 Monaten dieses Jahres 110% mehr Flächen angemietet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Registriert wurde gleichzeitig, dass die Mieten für Büroflächen im Pariser CBD um 4,4% zurückgegangen sind und sich die Nachfrage auf die preiswerteren Stadtrandlagen konzentrierte, in denen die Banken ihre Verwaltungen untergebracht haben. Auch die größte Transaktion der letzten sechs Monate fand in Paris statt: die Société Générale mietete 76 000 qm in einem Pariser Vorort. Vermeidliche Gewinner dieser Entwicklungen sind vor allem europäische B-Standorte wie Edinburgh, Barcelona, Amsterdam und Prag.

Die Entwicklung in London ist dramatisch. Auch Topimmobilien sind vom Preisverfall in Großbritannien betroffen. Die Finanzkrise ließ nach Research von Cushman & Wakefield (C&W) die Spitzenrenditen bis Mitte Oktober auf 6,49%, den höchsten Wert seit 1993 steigen. Die Werte von Gewerbeimmobilien gaben allein in den vergangenen acht Wochen um 7,2% nach. Die Spitzenrenditen stiegen in 8 Wochen vor Mitte Oktober um fast 50 Basispunkte. Parallel ist das Investmentvolumen im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 22% gesunken. C&W prognostiziert weiteren Preisverfall. Für B-Standorte werden auf Grund schwacher Vermietungsmärkte für das gesamte nächste Jahr Preisnachlässe gesehen. Es wird über alle Immobiliensegmente eine negative Gesamtrendite von -20% bis zum Ende dieses Jahres und von -6% für 2009 erwartet. Diese Einschätzung könne sich durchaus noch als konservativ entpuppen, denn aktuell ist der Markt stärker von Stimmungen denn von Objektivität geleitet. Es sei zu erwarten, dass in den kommenden Monaten vermehrt Investoren auf Grund von Refinanzierungs-Problemen ihre Immobilien veräußern müssen. Der Mangel an Kreditverfügbarkeit wird deshalb für liquide Eigenkapitalinvestoren in den nächsten sechs bis neun Monaten eine Reihe interessanter Investmentmöglichkeiten bieten.

Quelle: DIB, Nr. 179

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