Frankfurt: Investitionen von mehr als 1 Mrd. EURO in die Fussgängerzonen

Das Bundesland Hessen zählt mit seinen wirtschaftlich starken Ballungsräumen im Rhein-Main-Gebiet, den Städten Frankfurt am Main und Wiesbaden, aber auch mit starken Städten in der Mitte Deutschlands wie beispielsweise Kassel, ohnehin zu den beliebtesten Standorten für national und international erfolgreiche Einzelhandelsketten. Unangefochten führend in puncto Nachfrage nach Ladenlokalen seitens nationaler wie internationaler Einzelhändler bleibt aber die Mainmetropole Frankfurt. Die bekannten Einkaufsstraßen Zeil, Goethestraße, Fressgass, Steinweg und Biebergasse stehen daher auf den Expansionslisten und Anlageprofilen der Investoren weit oben. Zuletzt haben einige Großprojekte in der Main-Metropole einen regelrechten Investitionsschub in den Shoppingmeilen ausgelöst.

Frankfurt ist mit rund 660.000 Einwohnern die fünft größte Stadt Deutschlands. Mehr als 3,8 Millionen Menschen wohnen im Ballungsgebiet Rhein/Main, das dem Einzelhandel mit überdurchschnittlichen Kaufkraft- und Zentralitätskennziffern ein Potenzial beschert, welches an anderen Standorten nicht gehoben werden kann. Zu diesem Ergebnis gelangt Jürgen Kreutz, Geschäftsführer der COMFORT Holding GmbH mit Sitz in Düsseldorf, in seinem aktuellen COMFORT Städtereport, der sich mit den Einkaufslagen in der hessischen Metropole beschäftigt.

Das macht sich auch an den Mietpreisen für Ladenlokale in der Innenstadt bemerkbar. Während für die Neuanmietung eines kleineren Ladenlokales mit rund 80 – 120qm Verkaufsfläche an der Zeil aktuell durchschnittlich 230 Euro/qm kalkuliert werden mussten, sind Ladenlokale gleicher Größenordnung an der Große Bockenheimer Straße (Fressgass) für 135 Euro/qm und an der Biebergasse für 190 Euro/qm zu haben. Tendenz steigend, wie Kreutz betont. Die Frankfurter Niveaulage Steinweg weist mit durchschnittlich 110 Euro/qm ein seit Jahren stabiles Mietpreisniveau auf, das weniger Schwankungen unterliegt als die anderen Einkaufslagen. In den Spitzenlagen an der Zeil sind die Mieten im Vergleich zum Vorjahr nach COMFORT-Berechnungen noch einmal um 2,2 Prozent angestiegen. In Teilbereichen wie der Goethestraße war die Steigerung mit 10 Prozent auf rund 165 Euro/qm dagegen noch deutlich ausgeprägter. Auch an der Fressgass steigen die Mieten um acht Prozent.

Neben den bereits rund um Frankfurt bestehenden Einkaufscentern, verkündete Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth im März 2008 den Startschuss für das lange umstrittene Urban Entertainment Center (UEC) im Frankfurter Europa-Viertel von den Investoren Vivico und ECE. Unmittelbar neben der Messe Frankfurt startet ab Herbst 2008 der Bau des „Skyline Plaza“ mit knapp 40.000 qm Verkaufsfläche, einem Kongresscenter und zukünftig dem 5-Sterne-Plus-Hotel Hyatt. Das Investitionsvolumen dieses Projektes außerhalb der Fußgängerzone soll über eine halbe Mrd. Euro betragen.

Eine Vielzahl von Großprojekten in und um die Einkaufsmeile Zeil wird jedoch auch die Innenstadt, die heute schon die zweitstärkste Passantenfrequenz Deutschlands aufweist, weiter stärken, sagt Kreutz. Im Sommer 2008 wird mit der Neugestaltung der Zeil begonnen, die neben einer neuen Beleuchtung und teilweise neuem Pflaster auch die Entfernung von vier Gastronomiepavillons vorsieht, die durch zwei attraktivere, neue ersetzt werden. Die Fertigstellung dieses Vorhabens soll zeitgleich zur Eröffnung des Shopping-Centers im Projekt „PalaisQuartier“ im Frühjahr 2009 erfolgen. Darüber hinaus wird die Fußgängerzone zwischen Konstablerwache und Hauptwache um rund 200 Meter auf dann insgesamt 800 Meter in westliche Richtung verlängert. Die Einkaufslage „An der Hauptwache“ zwischen der Katharinenpforte und der Biebergasse wird ab März 2009 für den Verkehr gesperrt und mit der Zeil zu einer großen Fußgängerzone verschmolzen. Das Investitionsvolumen beträgt rund 4,7 Millionen Euro

Nach der aufwändigen Um- und Neugestaltung des Allianz-Hauses an der Hauptwache 7 mit den Mietern Wempe, Geox, Maredo und Starbucks wird bis Frühjahr 2009 auch die davor liegende Hauptwache neu gestaltet. An der Ecke Konstablerwache/Steinweg eröffnet im Sommer 2008 auf rund 400 qm das italienische Modelabel Max Mara. Zwischen Biebergasse/Steinweg und Goethestraße/Große Bockenheimer Straße erstreckt sich der Goetheplatz/Rathenauplatz/Roßmarkt, der für mehr als zehn Millionen Euro aufwändig neu gestaltet wurde. Neben einer neuen Pflasterung und Gestaltung erstreckt sich nun eine zentrale Tiefgarage mit 592 Stellplätzen unter diesem Platz. Unmittelbar angrenzend an der Ecke Große Bockenheimer Straße bzw. Fressgass (Börsenstraße 1) baut derzeit die Volksbank Frankfurt für mehr als 50 Millionen Euro einen Neubau mit ca. 22.000 qm Bruttogeschossflächen auf sieben Ober- und drei Untergeschossen. Neben Büros, Gastronomie, zehn Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit mehr als 100 Stellplätzen präsentiert sich in diesem Projekt zukünftig ein neuer Flagship-Store von Hugo Boss mit rund 650 qm Verkaufsfläche. An der Ecke Goetheplatz/Goethestraße haben nach Angaben von Jürgen Kreutz einige Liegenschaften den Eigentümer gewechselt, so dass man sich berechtigte Hoffnung machen dürfe, dass auch an dieser Stelle künftig neue und bereichernde Änderungen folgen.

An der Ecke Große Eschenheimer Straße/Zeil wurde nach rund zwölf Monaten Bauzeit im März 2008 der aufwändige Umbau der Galeria Kaufhof-Filiale beendet. Das Warenhaus präsentiert hinter der neuen Kunststeinfassade nunmehr rund 70 neue Markenshops über zehn Etagen und auf einer Verkaufsfläche von rund 25.000 qm. Rund um dieses Warenhaus baut der niederländische Projektentwickler Bouwfonds MAB Development das rund 1 Milliarde Euro teure „PalaisQuartier“, bestehend aus einem Büroturm, einem Hotel, dem nach historischem Vorbild wieder aufgebauten Thurn und Taxis Palais, der größten innerstädtischen Tiefgarage mit 1.390 Stellplätzen sowie einem Shopping-Center, welches am 26. Februar 2009 eröffnet.

Von dessen 48.500 qm Einzelhandelsfläche (Gesamtfläche ca. 77.000 qm BGF) sind aktuell mehr als zwei Drittel vermietet, so die Bekanntgabe von Bouwfonds MAB. Mit den Ankermietern Saturn (8.000 qm), Ansons (3.500 qm), s. Oliver (1.700 qm), Fitness-Company (5.000 qm) und einem Capella Play (1.700 qm) werden neben bekannten wohl auch zahlreiche neue Einzelhändler die Frankfurter Innenstadt in diesem internationalen Multi-Marken-Center bereichern.

Ende April 2008 legte die DIC Asset AG den Grundstein für den Anbau des Bienenkorb-Hauses an der Konstablerwache/Ecke Zeil. Der 6-geschossige Neubau füllt die Lücke zwischen Bienenkorb-Haus, welches in diesem Zuge von der DIC Asset AG saniert wird und dem Peek & Cloppenburg-Kaufhaus. Hauptmieter in diesem Neubau wird die Schuhkette Görtz, die Ende 2008 auf drei Etagen einen rund 2.400 qm großen Flagship-Store eröffnen wird. Das Gesamtprojekt weist etwa 7.100 qm Bürofläche und ca. 3.400 qm Einzelhandelsfläche auf. Auch das Umfeld des Bienenkorb-Hauses soll aufgewertet werden. Peek & Cloppenburg beispielsweise hat angekündigt, die zur Zeil hin gelegene Fassade des Bekleidungshauses zu erneuern. Zur Verbesserung der Verweilqualität hat die DIC Asset AG in ihrem Neubau ein Café mit Außenbestuhlung integriert, von dem die Fußgängerzone in diesem Bereich nur profitieren kann.

Zusammenfassend, so Kreutz abschließend, könne man festhalten, dass die Fußgängerzonen der Frankfurter Innenstadt einer nachhaltig starken Nachfrage nationaler und vor allem auch internationaler Einzelhandelskonzepte unterliegen und sich das Mietpreisniveau auf dementsprechend hohem Niveau befinde. Dies sei auch der Grund, weshalb sich Liegenschaften in Frankfurts Fußgängerzonen im besonderen Fokus von Projektentwicklern und Investoren befinden. Die auf diese Weise immer wieder angestoßenen Neuerungen und Projekte sichern Frankfurts absolute Spitzenposition als Einzelhandelsstandort in Deutschland.

Quelle: Comfort, 10.07.2008