Nach den Ergebnissen der vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts bei den freischaffenden Architekten hat sich das Geschäftsklima zu Beginn des zweiten Quartals 2008 aufgehellt. Nach einer nahezu kontinuierlichen Verbesserung über die letzten fünf Jahre hinweg ist es nunmehr so gut wie letztmals vor rund acht Jahren.
Die befragten Architekten waren mit ihrer aktuellen Geschäftslage sichtlich zufriedener als im Vorquartal. Die Zahl der Testteilnehmer, die ihre momentane Situation als "schlecht" bezeichneten, war nur noch etwas größer als die der zufriedenen Architekten. Einen vergleichsweise günstigen Wert gab es letztmals Mitte der neunziger Jahre (vgl. Abb. 1). Immerhin bezeichnete jeder vierte freischaffende Architekt seine derzeitige Auftragssituation als "gut"; gleichzeitig sank der Anteil der "schlecht"-Urteile von 35 auf 29%.
Die Geschäftserwartungen waren etwas zurückhaltender als vor drei Monaten, was allerdings nach der kräftigen Verbesserung zu Jahresbeginn nicht überraschte. 7% der Architekten gingen von einer "eher günstigeren" Auftragssituation in einem halben Jahr aus (Vorquartal: 14%). Der Anteil der skeptischen Architekten, die ihre Geschäftsentwicklung im Verlauf der nächsten sechs Monate "eher ungünstiger" einschätzten, verringerte sich dagegen von 21 auf 18%. Der größte Teil – immerhin rund drei Viertel – erwartete in den nächsten Monaten keine Veränderung der Auftragssituation.
Im ersten Quartal 2008 konnten rund 52% der freischaffenden Architekten neue Verträge abschließen (vgl. Abb. 2). Das sind zwar nur 3 Prozentpunkte mehr als im Vorquartal, aber immerhin der höchste Wert seit knapp acht Jahren – wenn man von dem Ausreißer im vierten Quartal 2005 absieht. Im Berichtsquartal lag das geschätzte Bauvolumen aus den neu abgeschlossenen Verträgen (Neubauten ohne Planungsleistungen im Bestand) um rund ein Viertel über dem Niveau des Vorquartals. Dabei schrumpfte der Wohnungsbau um rund ein Achtel, während die Planungsvolumina im Nichtwohnbau das Vorquartalsergebnis um fast 40% übertrafen.
Im Wohnungsbau legten die Aufträge zur Planung von Ein- und Zweifamiliengebäuden im ersten Quartal 2008 zwar etwas zu. Die Zahl der Aufträge sowie die Planungsvolumina bewegten sich aber immer noch auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau. Die Konsolidierungsphase nach dem Auftragsschub, der durch die Streichung der Eigenheimzulage ausgelöst worden war, hält somit noch an. Deutlich über dem Durchschnitt liegende Auftragseingänge waren lediglich in Bayern und in den östlichen Bundesländern zu verzeichnen, wobei die Volumina in Ostdeutschland aber weiterhin noch sehr niedrig sind.
Im Geschosswohnungsbau ist die Situation anhaltend desolat. Das Volumen der Auftragseingänge verringerte sich im ersten Quartal 2008 um gut ein Viertel. Die Abschaffung der degressiven AfA für Mietwohnungen ab dem 1. Januar 2006 dürfte weiterhin zahlreiche potentielle Bauherren davon abhalten, in den Mietwohnungsneubau zu investieren. Im Nichtwohnbau wurden sowohl im gewerblichen als auch im öffentlichen Bereich die Auftragsvolumina gesteigert. Obwohl der Umfang der neu hereingenommenen gewerblichen Aufträge bereits seit über einem Jahr auf einem ausgesprochen hohen Niveau lag, konnte im Berichtsquartal eine weitere Steigerung erreicht werden (vgl. Abb. 4). Von den öffentlichen Auftraggebern kam im ersten Quartal 2008 endlich der schon lange "erwartete" Auftragsschub. Der Umfang der Aufträge war mehr als doppelt so hoch wie im Vorquartal.
Nach den eingegangenen Meldungen übertrafen die Auftragsbestände zum Ende des ersten Quartals 2008 erstmals seit Ende der neunziger Jahre wieder die Marke von fünf Monaten. Vor fünf Jahren waren die Auftragspolster noch um fast ein Drittel kleiner.
Quelle: Ifo, 14.08.2008
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