Von André Eberhard
Wer in dieser Woche ein ruhiges Plätzchen in der derzeit hektischen Immobilienwelt suchte, war auf der Initiative Immobilien Aktie, die im Westin Grand, dem ehemaligen ArabellaSheraton Hotel an der Konstablerwache am 20. und 21. Oktober stattfand, richtig. Immobilienaktien-Vertreter und Reit-Matadore leckten ihre Wunden und versuchten dem sehr spärlichen Publikum Rede und Antwort zu stehen. Die ehemals rosigen Zeiten explodierender Aktienkurse sind erst einmal vorbei.
Immobilienaktiengesellschaften werden in der nächsten Zeit vor allem mit der Prolongierung bestehender Kredite zu tun haben. Vor allem stark fremdkapitalisierte Unternehmen könnten Probleme haben, ihre laufenden Kredite verlängert zu bekommen – auch wenn dies vehement bestritten wurde. Verlängerungen seien unproblematisch war zu hören. Neugeschäft sei etwas schwieriger. So verkündete die Patrizia stolz, man habe nur Handelsware und sei kein Bestandshalter. Die Finanzierung sei deshalb fristenkongruent und kurzfristig. Aber dennoch sei man bis März nächsten Jahres durchfinanziert. Das ist ja mal eine echte Perspektive! Nur wohin?
Manche Aktienkurse sollten mittlerweile den Boden erreicht haben. Das dachten die Zuhörer. Aber es ging in den letzten Tagen noch einmal bergab. IVG gab noch einmal um fast 20% von 5,75 Euro auf 4,85 Euro nach (siehe Chart). Colonia Real Estate stürzte von einst über 45 Euro über 3 Euro zum Tagungszeitpunkt um weitere 30% auf 1,90 Euro weiter ab. Da kann man sich beim Sinkflug der Gagfah von einst 25 Euro auf jetzt 3,93 Euro schon fast wohler fühlen.
Wenn es sicher wäre, dass nicht vielleicht doch Kurspflegemaßnahmen die Finger im Spiel hätten, könnte es doch noch einige Schmanckerl geben. Vor allem Immobilienaktiengesellschaften, die mit wenig Fremdkapital ausgestattet sind und ein fokussiertes Geschäftskonzept haben, könnten für das ein oder andere gut diversifizierte Portfolio eine interessante Beimischung darstellen.
Ein weiterer Aktientitel, der sich derzeit gut am Markt behaupten kann, ist die Deutsche Euroshop, die sich, wie der Name schon sagt, auf den Shoppingcentermarkt fokussiert haben. Derzeit hat das Unternehmen 16 Objekte im Bestand und mit neuen Centern in Danzig, Hameln und Passau ist das Unternehmen auf einem guten Wege die bisher erfolgreiche Geschäftstaktik, ausschließlich in Objekte zu investieren, die der klaren Positionierung des Unternehmens entsprechen, fortzusetzen. Für das laufende Geschäftsjahr sind erstmals Umsätze jenseits der 100 Mio. Euro Marke angepeilt. Für 2008 gab es eine steuerfreie Dividende von 1,05 Euro je Aktie. Fast schon ein Novum in der Szene. Die Aktie ist mit knapp 19 Euro günstig be wertet und bietet Chancen zum Einstieg.
Fazit: In der nächsten Zeit wird sich zunehmend die Spreu vom Weizen trennen. Hoch geleveragte Unternehmen könnten bei nicht erfolgreicher oder auch nur teurer Prolongierung laufender Kredite vom Markt verschwinden. Eine Selbstreinigung der Szene bietet vielleicht die Möglichkeit zum Neuanfang und Überdenken einiger Geschäftskonzepte. Vor allem auf Wohnimmobilientitel werden in der nächsten Zeit Schwierigkeiten zu kommen, da Mieten weit weniger steigerungsfähig sind als dies die Ursprungsplanungen annahmen. Eine Mitarbeiterin der Initiative Immobilien Aktie brachte letztlich die derzeitige Situation der Branche bei der Frage nach der Unternehmenspräsentation auf den Punkt. „Gagfah? Gagfah fällt aus!“ Wobei „Gagfah“ durch fast alle Immobilienaktiengesellschaften ersetzbar ist.
Quelle: DIB, Nr. 178
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