Von Ruth Vierbuchen
„Flexibilität“ ist derzeit die herausragende Eigenschaft, mit der Deutschlands Unternehmenslenker auf die Finanzmarktkrise reagieren, da noch niemand weiß, wohin die Reise gehen wird. Und welche negativen Meldungen die Finanzwirtschaft noch bereit hält. Der Blick auf das Wirtschaftsjahr 2009 ist, wie Metro-Chef Eckhard Cordes es plakativ ausdrückt, noch von einer dichten Nebelwand verdeckt:
„Die Welt ist seit der Lehmann-Pleite anders geworden“, fasst er nüchtern zusammen, „seither ist nichts mehr, wie es vorher war“.
Insofern plant der weltweit drittgrößte Handelskonzern sein Investitionsprogramm für 2009 „mit höchster Flexibilität“ und bereitet sich mit gezieltem Kostenmanagement auf härter werdende Zeiten vor. Ursprünglich wollte Metro die Investitionen, die in den vergangenen Jahren bei durchschnittlich 2 Mrd. Euro jährlich lagen, deutlich steigern.
Doch nun wird – wie bei anderen Unternehmen auch – genau geprüft, welche Investitionen nicht zwingend umgesetzt werden müssen.
„Wir werden den Hahn 2009 wieder aufdrehen, sobald sich die Nebelwand lichtet und wir sehen, dass keine Felsbrocken auftauchen“,
kündigte Cordes an. Dazu gehört auch die Eröffnung neuer Filialen in erfolgversprechenden Märkten.
Klarer ist derzeit noch der Blick auf die Entwicklung bis zum Jahresende 2008. Auf die Zahlen der Metro Group hat sich die Krise bislang noch nicht ausgewirkt, allerdings sind laut Cordes Bremsspuren erkennbar, auch in Osteuropa. Das heißt konkret, dass sich der Verlauf der Wachstumskurve in Osteuropa leicht abflacht, nicht aber, dass von rückläufigen Raten auszugehen ist. Beim Blick auf das wichtige Weihnachtsgeschäft reiht sich Cordes in die Riege der Auguren ein, die von einem „mittleren Weihnachtsgeschäft“ ausgehen, nicht herausragend, aber auch nicht katastrophal.
Sinkende Rohölpreise und steigende Einkommen dürften dafür eine gute Ausgangsbasis bilden. Zuletzt hatte auch die Gfk festgestellt, dass sich das Konsumklima unter dem Eindruck sinkender Ölpreise leicht stabilisiert hat. Vor diesem Hintergrund geht Metro-Chef Cordes beim Blick auf das Jahresende davon aus, dass die bisher gesteckten Umsatz- und Ertragsziele 2008 auch erreicht werden können: Mehr als 6% Umsatzwachstum und ein Wachstum von 6 bis 8% beim EBIT vor Sonderfaktoren. In dieser Prognose seien die Aufwendungen für die Straffung des Real-Filialnetzes in Deutschland noch nicht enthalten, heißt es.
Die Zahlen, die der Handelskonzern für die ersten neun Monate präsentierte, lassen erwarten, dass die Ziele erreichbar sind, wenn das Weihnachtsgeschäft nicht völlig aus dem Rahmen fällt. So wuchs der Konzernumsatz um 7,1% auf 47,8 Mrd. Euro und sogar im schwachen deutschen Markt stiegen die Erlöse um 2% auf 18,5 Mrd. Euro zu. Im Ausland, wo 61,2% des Umsatzes erzielt werden, wuchs der Umsatz um 10,6%. Das EBIT vor Sonderfaktoren stieg um 11% auf 855 Mio. Euro. Unter Einbeziehung der Sonderaufwendungen von 237 Mio. Euro im 2. Quartal lag das EBIT allerdings mit 617 Mio. Euro unter Vorjahreswert (770 Mio. Euro).
Bei Real Deutschland brachten die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen und die verstärkte Werbung erste Erfolge. So stieg der Umsatz leicht um 0,7% auf 6,3 Mrd. Euro, obwohl 11 Standorte abgegeben oder geschlossen wurden. Flächenbereinigt lag das Plus bei 4,5%. Der positive Trend setzt sich laut Cordes im 4. Quartal fort. Einschließlich Auslandsgeschäft wuchs der Real-Umsatz bis Ende September um 6,7% auf 8,3 Mrd. Euro. Das EBIT verbesserte sich von –149 Mio. auf –93 Mio. Euro. Bekanntlich dreht in einigen Branchen des Einzelhandels der Gewinn erst mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ins Plus.
Sanierungsbedarf besteht noch bei den Cash & Carry-Sparten in Deutschland, wo die Sparte an Sättigungsgrenzen stößt, in Italien und in Großbritannien, wo die Positionierung im Markt nicht optimal ist. Cordes bezeichnet die Ergebnis-Situation in den drei Ländern als „nicht ausreichend“. In Deutschland plant Metro deshalb die Erhöhung der operativen Effizienz durch Kostensenkung, d.h. auch Stellenabbau sowie die Repositionierung im Marktauftritt als „Solution Provider“, d.h. Ausbau des Service-Bereichs. Insgesamt wuchs der Umsatz der Metro-Cash & Carry-Sparte in 32 Ländern um 3,2% auf 23,9 Mrd. Euro, das EBIT um 6,7% auf 646 Mio. Euro.
Ob die Metro Group 2009 mit dem bisherigen Tempo weiter wachsen wird, hängt davon ab, wie sich die Realwirtschaft entwickelt. Das Potenzial jährlich um 6 bis 8% zu wachsen ist durchaus vorhanden, doch wenn es zu einer globalen Rezession kommt, dürfte das nicht zu halten sein, fürchtet Cordes.
Quelle: HIB, Nr. 34
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